Medien- und Literaturwissenschaft haben eines gemeinsam – sie entdecken ein ‚altes’ Medium neu: die Fotografie. In diesem Seminar geht es nicht primär um Fotografien, sondern darum, wie die Fotografie in Texten wie auch im Film in Erscheinung tritt und diese durch ihre stillstellende Optik mit- und umstrukturiert. Das fotografische Negativ fungiert als Metapher für das Unbewusste (Freud), die Entwicklung von Fotografien in der Dunkelkammer als analoger Prozess zu Erinnerungsprozessen (Freud, Proust, Benjamin) oder gar zur Schöpfungsgeschichte (Blumenberg). Die folgenden Publikationen sind ein Indiz für die Virulenz der intermedialen Bezüge zwischen Fotografie und Literatur: Photographie und Literatur. Zur photographischen Wahrnehmung in der deutschsprachigen Literatur des neunzehnten Jahrhunderts (Krauss 2000); Eine Literaturgeschichte der Photographie (Neumann 2006), Literarische Foto-Texte. Zur Funktion der Fotografien in den Texten Rolf Dieter Brinkmanns, Alexander Kluges und W.G. Sebalds (Steinaecker 2007), Kafka and Photography (Duttlinger 2007) und Nachbilder. Fotografie und Gedächtnis in der deutschen Gegenwartsliteratur (Horstkotte 2009). Im Seminar wird versucht, innerhalb verschiedener literarischer Werke Vorstellungsbilder und Metaphern aufzuspüren, die die Fotografie im Laufe ihrer Geschichte hervorgebracht hat, und deren Auswirkungen auf die jeweiligen Texte zu erörtern. Weiterhin macht sich das Seminar zu Nutze, dass dem Film besonders vielfältige Möglichkeiten zur Verfügung stehen, die an die Fotografie gebundenen Vorstellungen ins Bild zu setzen (z.B. in Palermo Shooting, 2008) und zugleich einen ihm eigenen Umgang mit Fotografien wie auch dem Fotografischen zu entwickeln.